AMR in Europa

Antibiotikaresistenz, eine echte Herausforderung in der Veterinärmedizin

Antibiotikaresistenzen stellen eine sehr reale Bedrohung dar, die in der Veterinärpraxis weltweit immer mehr an Bedeutung gewinnt. 

Die unsachgemässe Verwendung von Antibiotika ist ein Faktor, der häufig auf mangelndes Bewusstsein und fehlende praktische Leitlinien zurückzuführen ist. Mit dem GRAM-Buch haben Tierärzte nun einen praktischen Leitfaden, der ihnen bei ihrer täglichen Praxis hilft.

Warum ist Antibiotikaresistenz so wichtig? Weil es ein universelles Anliegen ist. Antibiotikaresistente Bakterien können von unseren Haustieren auf unsere Familien und umgekehrt übergehen. Deshalb bedroht die Resistenz gegen Antibiotika die Gesundheit unserer Haustiere und unserer Familien.

Prognosen zur Anzahl multiresistenter Infektionen und Todesfälle beim Menschen bis 2050 in Europa

2  European Commission

Verschreibungsgewohnheiten für tierärztliche Antibiotika in Europa:

Auf der BSAVA GRAM-Konferenz 2016 gaben drei Veterinärexperten des GRAM European Consensus Panel eine Momentaufnahme der aktuellen Situation in ihren jeweiligen Ländern in Bezug auf antimikrobielle Resistenzen:

Tierärztliche Verschreibungsgewohnheiten für:

Dr Chiara Noli 
DVM, Dip ECVD Dermatology
Turin, Italy 

Tierärzte in Italien greifen in der Erstbehandlung häufig auf sogenannte „Reserve-Antibiotika“ zurück. So sind nach Dr. Chiara Noli (Italien), Spezialistin für Veterinärdermatologie, beispielsweise über 50% der durch italienische Tierärzte verschriebenen Antibiotika zur Behandlung von Harnwegsinfektionen „Reserveantibiotika“. Außerdem würden bakteriologische Untersuchungen (BUs) und Empfindlichkeitsprüfungen nur selten durchgeführt. Die Konsequenzen sind offensichtlich. Noli berichtet, dass sie zunehmend Erkrankungen durch multiresistente Erreger auftreten sieht und oftmals Schwierigkeiten bei der Suche nach Antibiotika hätte. Dies stelle ein großes Problem für Dermatologen dar, welches seit kurzem auch von überweisenden Praxen wahrgenommen werde.

Dr Constança Pomba
DVM, PhD Internal Medicine
Lisbon, Portugal 

Die antimikrobielle Resistenz erreicht in Portugal alarmierende Ausmaße – und das nicht nur in der Humanmedizin. Dr. Constança Pomba (Portugal) beschreibt die tierärztlichen Verschreibungsgewohnheiten als verbesserungswürdig. Bezugnehmend auf den „2013 report of the European Surveillance of Veterinary Antimicrobial Consumption“ erklärt sie, dass Fluorquinolone in Portugal 10% aller antimikrobiellen Tabletten für Haustiere ausmachen. Von allen für Haustiere verschriebenen Penicillinen in Portugal seien nahe zu 100% potenzierte Penicilline, die ß-Lactamase-Hemmer wie Clavulansäure enthalten. Pomba lobte die Gründung der GRAM-Initiative und betonte, wiewichtig es sei, unsere Antibiotika zu schützen.

Dr Tim Nuttall
Bsc, BVSc, CertVD, PhD, Cbiol, MSB, MRCVS Dermatology
Edinburgh, UK

„Rund 40% der Heimtierbehandlungen laufen auf die Verschreibung von Antibiotika hinaus“, erklärt Dr. Tim Nuttall (UK) unter Berufung auf Daten des SAVSNET Überwachungsnetzes in Großbritannien. Studien zeigen, dass in bis zu 13% der Fälle Fluorquinolone und Cephalosporine der dritten Generation genutzt werden. In 20% der Fälle lag die Dosis über der empfohlenen Menge, in 5% der Fälle lag sie darunter. Ein weiteres beunruhigendes Ergebnis ist, dass in 23,5% der Fälle von akuter Diarrhoe Antibiotika verschrieben wurden, obwohl diese nur selten in diesem Zusammenhang indiziert sind.

GRAM-Unterstützer

  • The Bella Moss Foundation
  • FECAVA
  • ISFM